Studienzulassung zum Medizinstudium in Deutschland
Für ein Studium der Humanmedizin ist eine Hochschulzugangsberechtigung notwendig, der Bewerber muss also das Abitur bestanden haben. Es existiert mit einer Fachhochschulreife und der Kombination eines paramedizinischen Berufs allerdings auch die Möglichkeit, ohne Abitur Medizin zu studieren. Zudem ist, vor allem in Deutschland, eine sehr gute Abiturdurchschnittsnote Grundvoraussetzung.
Das Studium der Humanmedizin ist zulassungsbeschränkt, unterliegt also einem sogenannten Numerus clausus. Darunter versteht man Einschränkungen der Zulassung an Schulen, Hochschulen und Universitäten. Fälschlicherweise wird mit dem NC oft gleichbedeutend der Notendurchschnitt beschrieben, allerdings bezeichnet der Numerus Clausus lediglich die Zulassungsbeschränkung an sich. Diese Beschränkung kommt dann zustande, wenn mehr Bewerbungen eingehen als Studienplätze angeboten werden können. In diesem Szenario muss eine Auswahl derjenigen Studenten stattfinden, denen ein Studienplatz angeboten werden kann.
Wesentliche Auswahlkriterien für die Zulassung geeigneter Studenten innerhalb deutscher Universitäten sind die Durchschnittsnote im Abitur und die Wartezeit, die zwischen dem Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung und der Bewerbung um den Studienplatz vergangen ist.
Es können allerdings auch noch örtliche Zulassungsbeschränkungen der Hochschulen und Universitäten Anwendung finden, wie z.B. Auswahlgespräche, Eignungstest, adäquate Berufserfahrung, Praktika oder ein neu berechneter NC aufgrund einer unterschiedlichen Gewichtung bestimmter Abiturnoten. Meistens sind die Zulassungsverfahren an den Hochschulen folgendermaßen aufgebaut:
- Die ersten 20 % der zur Verfügung stehenden Plätze werden entsprechend der Abiturdurchschnittsnote vergeben.
- Weitere 20 % der Zulassungen erfolgen nach der Zahl der Wartesemester und die restlichen
- 60 % der Zulassungen können die Hochschulen selbständig nach festgelegten Kriterien verteilen.
Wie bereits weiter oben beschrieben können dazu Auswahlgespräche, Eignungstest, Berufserfahrung, Praktika oder ein neu berechneter NC aufgrund einer unterschiedlichen Gewichtung bestimmter Abiturnoten dienen.
Wie hoch ist der NC für Medizin 2015?
Im Sommersemester 2015 lag der Numerus Clausus (NC) für Medizin je nach Bundesland zwischen 1,0 und 1,4. Im Folgenden eine Übersicht der benötigten Durchschnittsnote und der Wartezeit für eine Zulassung zum Medizinstudium, aufgeteilt je Bundesland:
Bei der Auswahl nach der Abiturdurchschnittsnote gelten nur die Grenzwerte des Bundeslandes, in dem das Abitur erworben wurde. Um Unterschiede zwischen den Schulsystemen der Bundesländer zu berücksichtigen, wurden die nach der Abiturnote zu vergebenden Studienplätze in sogenannte „Landesquoten“ unterteilt. Damit sind Studienplatzkontingente gemeint, die nur Bewerbern, die in einem betreffenden Bundesland ihre Studienberechtigung erworben haben, zur Verfügung gestellt werden. Bei den Auswahlgrenzen für die Auswahl über die Abiturdurchschnittsnote wurde in Klammern noch die erforderliche Wartezeit (Anzahl der Semester, 2 Semester entsprechen einem Jahr) als zusätzliches Entscheidungskriterium bei gleicher Durchschnittsnote aufgelistet. Wurden Bewerber mit den vorher genannten Kriterien nicht zugelassen, entschieden andere Kriterien über eine Zulassung, wie zum Beispiel ein abgeleisteter Dienst (Wehr- oder Zivildienst, freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr, europäischer Freiwilligendienst, etc.). Eine andere Möglichkeit der Zulassung ist der Losentscheid.
Der Medizinertest
Eine gute Möglichkeit, um den eigenen Notendurchschnitt aufzuwerten, ist das Ablegen des sogenannten Medizinertests. Um am TMS (Test für Medizinische Studiengänge), gerne auch Medizinertest genannt, teilzunehmen, kann man sich auf der Seite www.tms-info.org online zum Test anmelden. Empfehlenswert ist der Medizinertest allerdings nur, wenn der Bewerber gut vorbereitet ist. Am Medizinertest darf nämlich maximal einmal teilgenommen werden und man muss mindestens unter die besten 40% kommen, um überhaupt eine positive Wirkung auf den NC erzielen zu können. Sollte der Bewerber allerdings gut vorbereitet sein und eine hohe Punktzahl erzielen, ist der Medizinertest eine kostengünstige Möglichkeit, um den eigenen NC aufzubessern.
Hier eine kleine Übersicht der deutschen Universitäten, die den Medizinertest positiv beim Vergabeverfahren von Studienplätzen berücksichtigen:
Abitur in.. | Medizin | |
Durchschnittsnote | Wartezeit | |
Baden-Württemberg | 1,1 | 1 |
Bayern | 1,1 | 1 |
Berlin | 1,0 | 1 |
Brandenburg | 1,0 | 0 |
Bremen | 1,0 | 0 |
Hamburg | 1,2 | 3 |
Hessen | 1,0 | 0 |
Mecklenburg-Vorpommern | 1,0 | 0 |
Niedersachsen | 1,1 | 1 |
Nordrhein-Westfalen | 1,0 | 0 |
Rheinland-Pfalz | 1,0 | 0 |
Saarland | 1,1 | 1 |
Sachsen | 1,2 | 1 |
Sachsen-Anhalt | 1,3 | 1 |
Schleswig-Holstein | 1,4 | 4 |
Thüringen | 1,3 | 1 |
Ruhr-Universität Bochum
Aus 51 % der Abiturdurchschnittsnote und 49 % des Testergebnisses wird eine neu gewichtete Durchschnittsnote gebildet und eine Rangliste für die Auswahl der Bewerber erstellt. Bei Gleichheit wird die Durchschnittsnote, die im Abitur erreicht wurde, bevorzugt.
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Ein Prozentwert ab 90 % verbessert den NC um 0.8. Ein Ergebnis zwischen 80 und 89,9 % hebt den NC um einen Wert von 0.6. Studienbewerber mit einem TMS-Wert von 70-79,9 % werden um 0.4 aufgewertet und Bewerber mit einem Wert zwischen 60 und 69,9 verbessern ihren NC um 0.2 Punkte.
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Aus 51 % der Abiturdurchschnittsnote und 49 % des Testergebnisses wird eine neu gewichtete Durchschnittsnote gebildet. Der Test wird nur gewertet, wenn er zu einer Verbesserung der Durchschnittsnote führt.
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Ein Testergebnis ab 90 % kann die Abiturdurchschnittsnote um 0.5 Punkte aufwerten. Ein Ergebnis zwischen 70 und 89,9 % führt zu einer Verbesserung der Abiturnote um 0.3 Punkte.
Georg-August-Universität Göttingen
Ein Prozentwert ab 90 % verbessert den NC um 0.5. Ein Ergebnis zwischen 80 und 89,9 % hebt den NC um einen Wert von 0.4. Studienbewerber mit einem TMS-Wert von 70-79,9 % werden um 0.3 aufgewertet und Bewerber mit einem Wert zwischen 60 und 69,9 verbessern ihren NC um 0.2 Punkte.
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Aus 51 % der Abiturdurchschnittsnote und 49 % des Testergebnisses wird eine neu gewichtete Durchschnittsnote gebildet. Der Test wird nur gewertet, wenn er zu einer Verbesserung der Durchschnittsnote führt.
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Die Abiturdurchschnittsnote wird im Verhältnis 46 (Abiturnote) : 44 (Medizinertest-Ergebnis) : 10 (Zusatzkriterien) neu gewichtet. Nur ein TMS-Ergebnis von über 100 Standard-Punkten führt zu einer Bonierung. Hier eine Übersicht über die Zusatzkriterien und die Punktevergabe hierfür:
http://www.umm.uni-heidelberg.de/studium/interesse/bonierung.pdf
Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Die Abiturdurchschnittsnote wird im Verhältnis 46 (Abiturnote) : 44 (Medizinertest-Ergebnis) : 10 (Zusatzkriterien) neu gewichtet. Nur ein TMS-Ergebnis von über 100 Standard-Punkten führt zu einer Bonierung. Hier eine Übersicht über die Zusatzkriterien und die Punktevergabe hierfür:
http://www.umm.uni-heidelberg.de/studium/interesse/bonierung.pdf
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Ein Prozentwert ab 90 % verbessert den NC um 0.5. Ein Ergebnis zwischen 81 und 89,9 % hebt den NC um einen Wert von 0.4. Studienbewerber mit einem TMS-Wert von 71-80 % werden um 0.3 aufgewertet und Bewerber mit einem Wert zwischen 61 und 70 verbessern ihren NC um 0.2 Punkte.
Universität Leipzig
Aus 60 % der Abiturdurchschnittsnote und 40 % des Testergebnisses des Medizinertests wird eine neu gewichtete Durchschnittsnote gebildet. 90 % der Plätze werden mithilfe dieses Verfahrens vergeben. Der Test wird nur gewertet, wenn er zu einer Verbesserung der Durchschnittsnote führt. Es werden 10% der Studienplätze im AdH- Verfahren an Studierende mit Hochschulzugangsberechtigung und einer abgeschlossenen Berufsausbildung vergeben.
Übersicht der Ausbildungsberufe, die berücksichtigt werden, findet sich hier:
http://www.uniklinikum-leipzig.de/r-auswahl_humanmedizin-a-533.html
Universität Lübeck
Eine Testnote innerhalb des Medizinertests von 2.5 oder besser führt zu einer Verbesserung der Abiturdurchschnittsnote um 0.4.
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Aus 51 % der Abiturdurchschnittsnote und 49 % des Testergebnisses wird eine neu gewichtete Durchschnittsnote gebildet. Der Test wird nur gewertet, wenn er zu einer Verbesserung der Durchschnittsnote führt.
Philipps-Universität Marburg
Ein Prozentwert ab 90 % verbessert den NC um 0.8. Ein Ergebnis zwischen 80 und 89 % hebt den NC um einen Wert von 0.6. Studienbewerber mit einem TMS-Wert von 70-79 % werden um 0.4 aufgewertet und Bewerber mit einem Wert zwischen 60 und 69 verbessern ihren NC um 0.2 Punkte. Die Abiturdurchschnittsnote kann maximal auf 1.0 verbessert werden.
Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München
Ein Prozentwert ab 90 % verbessert den NC um 0.8. Ein Ergebnis zwischen 80 und 89 % hebt den NC um einen Wert von 0.6. Studienbewerber mit einem TMS-Wert von 70-79 % werden um 0.4 aufgewertet und Bewerber mit einem Wert zwischen 60 und 69 verbessern ihren NC um 0.2 Punkte.
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg
Aus 51 % der Abiturdurchschnittsnote und 49 % des Testergebnisses wird eine neu gewichtete Durchschnittsnote gebildet. Der Test wird nur gewertet, wenn er zu einer Verbesserung der Durchschnittsnote führt.
Eine Berufsausbildung im medizinischen Bereich verbessert die Zulassungsnote ggf. noch einmal um 0,5.
Universität Regensburg
Ein Prozentwert ab 90 % verbessert den NC um 0.8. Ein Ergebnis zwischen 80 und 89,9 % hebt den NC um einen Wert von 0.6. Studienbewerber mit einem TMS-Wert von 70-79,9 % werden um 0.4 aufgewertet und Bewerber mit einem Wert zwischen 60 und 69,9 verbessern ihren NC um 0.2 Punkte.
Eberhard Karls-Universität Tübingen
Ein Prozentwert ab 90 % verbessert den NC um 0.6. Ein Ergebnis zwischen 70 und 89,9 % hebt den NC um einen Wert von 0.4. Studienbewerber mit einem TMS-Wert von 50-69,9 % werden um 0.2 aufgewertet.
Universität Ulm
Aus 51 % der Abiturdurchschnittsnote und 49 % des Testergebnisses wird eine neu gewichtete Durchschnittsnote gebildet.
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Ein Prozentwert ab 96 % verbessert den NC um 0.6. Ein Ergebnis zwischen 92 und 95,9 % hebt den NC um einen Wert von 0.5. Studienbewerber mit einem TMS-Wert von 88 – 91,9 % werden um 0.4 aufgewertet und Bewerber mit einem Wert zwischen 84 und 87,9 verbessern ihren NC um 0.3 Punkte. Eine verbesserte Abiturnote um 0.2 bekommen Bewerber mit einem TMS-Wert zwischen 80 und 83,9 Prozent zugesichert und um 0.1 besser werden Bewerber mit einem TMS-Ergebnis zwischen 76 und 79,9 %.
Bewerbungsfristen und Zulassungs- bzw. Ablehnungsbescheide
Die Bewerbungsfristen für die Wintersemester sind wie folgt aufgebaut:
- Die Bewerbungsfrist für sogenannte Alt-Abiturienten, also diejenigen, die vor dem 16. Januar des laufenden Jahres ihre Hochschulzulassungsberechtigung erworben haben, ist der 31. Mai des laufenden Jahres.
- Für die sogenannten Neu-Abiturienten, also diejenigen, die zwischen dem 16. Januar und dem 15. Juli des laufenden Jahres ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben haben, läuft die Bewerbungsfrist bis zum 15. Juli des laufenden Jahres.
- Am 12. August erfolgt die Bereitstellung und der Versand der Zulassungsbescheide. Die Frist für die Erklärung über die Annahme des Studienplatzes ist der 22. August. Die Ablehnungsbescheide werden am 14. August versandt und bereitgestellt.
- Am 3. September erfolgt dann die erste Stufe des Zulassungsverfahrens der Hochschulen und die Zulassungsbescheide der Hochschulen werden verschickt. Die Frist für die Erklärung über die Annahme des Studienplatzes ist der 16. September. Die zweite Stufe des Zulassungsverfahrens der Hochschulen erfolgt am 24. September und die Zulassungsbescheide der Hochschulen werden verschickt. Die Frist für die Erklärung über die Annahme des Studienplatzes ist der 1. Oktober. Ebenfalls am 24. September werden die Ablehnungsbescheide im Auswahlverfahren der Hochschulen versandt.
- Am 8. Oktober erfolgt der Versand der Zulassungsbescheide im ersten Nachrückverfahren des Auswahlverfahrens der Hochschulen. Die Frist für die Erklärung über die Annahme des Studienplatzes ist der 14. Oktober. Die Zulassungsbescheide des zweiten Nachrückverfahrens werden am 20. Oktober verschickt. Die Frist für die Erklärung über die Annahme des Studienplatzes ist der 24. Oktober.
Die Bewerbungsfristen für die Sommersemester sind wie folgt gegliedert:
- Die Bewerbungsfrist für alle Studenten, also Alt-Abiturienten und Neu-Abiturienten, ist der 15. Januar des laufenden Jahres.
- Am 11. Februar erfolgt die Bereitstellung und der Versand der Zulassungsbescheide. Die Frist für die Erklärung über die Annahme des Studienplatzes ist der 26. Februar. Die Ablehnungsbescheide werden am 13. Februar versandt und bereitgestellt.
- Am 6. März erfolgt dann die erste Stufe des Zulassungsverfahrens der Hochschulen und die Zulassungsbescheide der Hochschulen werden verschickt. Die Frist für die Erklärung über die Annahme des Studienplatzes ist der 17. März.
- Die zweite Stufe des Zulassungsverfahrens der Hochschulen erfolgt am 24. März und die Zulassungsbescheide der Hochschulen werden verschickt. Die Frist für die Erklärung über die Annahme des Studienplatzes ist der 31. März. Ebenfalls am 24. März werden die Ablehnungsbescheide im Auswahlverfahren der Hochschulen versandt.
- Am 8. April erfolgt der Versand der Zulassungsbescheide im ersten Nachrückverfahren des Auswahlverfahrens der Hochschulen. Die Frist für die Erklärung über die Annahme des Studienplatzes ist der 14. April. Die Zulassungsbescheide des zweiten Nachrückverfahrens werden am 20. April verschickt. Die Frist für die Erklärung über die Annahme des Studienplatzes ist der 24. April.
Zuletzt überarbeitet im Februar 2017.
Dieser Beitrag wird zur Zeit aktualisiert. Mit dem Sommersemester 2020 hat sich die Vergabe von Medizinstudienplätzen grundlegend geändert. Weitere Informationen finden Sie im Artikel zu Medizinstudium ohne Numerus clausus.
Wir versuchen, die Informationen zur Vergabe von Medizinstudienplätzen in Deutschland stets aktuell zu halten und auf die Besonderheiten der einzelnen Universitäten einzugehen. Aber die regelmäßigen Änderungen erschweren uns die Arbeit. Wenn Sie feststellen, dass eine Angabe nicht mehr korrekt ist, freuen wir uns über Ihre Benachrichtigung über unser Kontaktformular und werden den entsprechenden Absatz korrigieren.