Privatuniversitäten für Medizin in Österreich (Letzte Aktualisierung: 2020)
Zu viele Bewerber kommen auf zu wenig Studienplätze – das ewige Problem des Medizinstudiums, welches auch in Österreich der Fall ist. Um den verlangten NC-Werten zu entkommen, ziehen viele Medizininteressierte ein Studium in Österreich in Betracht. Was viele Deutsche hierhin lockt? Auch hier werden die Kurse auf Deutsch unterrichtet und es fallen keine Studiengebühren an. Außerdem wird kein überdurchschnittlich guter Abidurchschnitt verlangt.
Das hört sich für viele Medizinstudenten zuerst wie die Lösung aller Probleme an, doch auch in Österreich wird der Zugang zum Medizinstudium nicht jedem gewährt. Hier werden sehr schwere Aufnahmeprüfungen durchgeführt um einen Platz an einer der medizinischen Universitäten in Graz, Innsbruck oder Wien zu erhalten. Dies wiederum bringt viele dazu, ein Studium an einer medizinischen Privatuniversität in Erwägung zu ziehen. Aber auch dort gibt es strenge Zugangsbeschränkungen und es fallen hohe Studiengebühren an. medigate stellt die zwei Privatunis aus Österreich vor.
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, PMU (Salzburg)
Die PMU hat mittlerweile zwei Standorte – in Salzburg / Österreich und Nürnberg / Deutschland. Diese wurde ursprünglich im Jahr 2002 als Privatstiftung in Salzburg gegründet, der deutsche Standort kam erst im Jahr 2014 dazu.
Der Zugang zur Paracelsus Medizinischen Universität ist nicht leicht: Es werden nur 50 Studenten pro Jahr und Studienstandort aufgenommen. Dies bringt zwar den Vorteil der persönlichen Betreuung mit sich, stellt allerdings gleichzeitig den Grund für die hohen Studiengebühren dar. Um hier studieren zu dürfen, muss jeder Student ein dreistufiges Aufnahmeverfahren durchlaufen:
- Schriftliche Bewerbung: Der erste Schritt im Bewerbungsprozess erfolgt online. Es müssen Dokumente hochgeladen werden und ein Bewerbungsformular ausgefüllt werden. Außerdem ist die Bewerbungsgebühr zu bezahlen.
- Schriftlicher Test: Wurde die schriftliche Online-Bewerbung ordnungsgemäß erfüllt, wird man zum schriftlichen Aufnahmeverfahren zugelassen. Dieses umfasst einen Computertest, der unabhängig davon, für welchen Studienstandort man sich beworben hat, in Salzburg an der Universität durchgeführt wird. Er umfasst ca. 5 Stunden und behandelt folgende Schwerpunkte: Intelligenz, Lernfähigkeit, Arbeitshaltung, Persönlichkeit, Biologie, Chemie, Physik und Englisch auf Matura- /Abitur-Niveau. Danach werden 300 Bewerber aussortiert, wovon wiederum 150 pro Studienstandort zu einem persönlichen Interview eingeladen werden.
- Persönliches Interview: Hier wird von einer Kommission nochmals festgestellt, ob die Vorstellungen der Studenten mit den Studienzielen übereinstimmen und etwaige offene Fragen geklärt.
Ist man einmal akzeptiert, kann mit dem Medizinstudium begonnen werden. Dieses ist als Diplomstudium aufgebaut und orientiert sich an den amerikanischen „Medical Schools“. Außerdem ist es für die Medizinstudenten verpflichtend die amerikanische Prüfung „US Medical Licence Exam (USMLE) Step 1“ abzulegen, wodurch der mit dem Studium erhaltene Titel international anerkannt wird. Das Studium dauert nur 5 Jahre, was verglichen mit öffentlichen Universitäten zumindest ein Jahr weniger ist. Im fünften und damit letzten Jahr wird ein Praktikum an der Universitätsklinik gemacht.
Abgeschlossen wird das Studium an der Paracelsus Medizinische Privatuniversität mit der Promotion und dem Titel „Dr. med. univ.“. Der Abschluss der privaten PMU ist dem einer öffentlichen Universität gleichgestellt.
Karl Landsteiner Universität, KL (Krems)
Die KL wurde erst im November 2013 gegründet und hat ihren Sitz in Krems. Sie wurde nach dem bekannten Mediziner Karl Landsteiner benannt, der Mitentdecker der Blutgruppen A, B und 0 war. Für seine Forschungstätigkeiten erhielt dieser 1930 den Nobelpreis.
Das Studium der Humanmedizin ist hier anders aufgebaut, als an den meisten anderen medizinischen Universitäten. Es handelt sich dabei um ein bolognakonformes Masterstudium, das erst nach dem Abschluss des Bachelorstudiums „Health Sciences“ besucht werden kann. Aus diesem Grund werden im Folgenden beide Studiengänge vorgestellt.
Bachelorstudium Health Sciences in Krems:
Um zum Bachelorstudium Health Sciences zugelassen zu werden, muss man folgendes Aufnahmeverfahren durchlaufen:
- Online-Bewerbung: Hier müssen Information zur Person angegeben und gewisse Bewerbungsunterlagen (wie z.B. Sprachnachweise über Latein und Englisch) übermittelt werden. Weiters ist eine Bearbeitungsgebühr für die folgenden Aufnahmeprüfungen zu bezahlen.
- Schriftlicher Test: Die schriftliche Prüfung wird auf Englisch abgehalten und dauert ungefähr 4 Stunden. Die KL bezeichnet diesen als „objektiven, eignungsdiagnostischen Test, der Fähigkeiten prüft, die für das erfolgreiche Studieren wichtig sind“. Es werden keine fachspezifischen Kenntnisse vorausgesetzt. Die besten 100 KandidatInnen werden nach der Auswertung zu einem persönlichen Interview eingeladen.
- Persönliches Interview: Auch das Interview findet auf Englisch statt und soll unbehandelte Fragen klären, sowie die Motivation der Studenten ergründen.
Wurde man an der Karl Landsteiner Universität akzeptiert, steht dem englischsprachigen Bachelorstudium Health Sciences nichts mehr im Wege. Dieses Studium dauert 6 Semester und behandelt Felder der Humanmedizin, Medizintechnik und Gesundheitsökonomie, womit Studenten im Anschluss nicht gezwungenermaßen ein Masterstudium der Humanmedizin absolvieren müssen. Trotzdem finden im 3. Jahr eine Fokussierung auf medizinische Inhalte und ein Krankenhauspraktikum statt, um die Studenten besser auf das meist folgende Medizinstudium vorzubereiten. Sollte man sich mit dem Bachelorabschluss zufriedengeben, sind die Pharmaindustrie und die Medizintechnik mögliche Berufsfelder. Die Studiengebühren belaufen sich hier auf 7.000€ pro Semester.
Masterstudium Humanmedizin in Krems:
Voraussetzung für die Zulassung zum Masterstudium Humanmedizin ist die Absolvierung des Bachelorstudiums Health Sciences oder eines Gleichwertigen. Es dauert 6 Semester und ist in Module eingeteilt. Folgende Fächer werden behandelt:
1. Semester: Atmung und Kreislauf, Infektion und Ernährung
2. Semester: Wahrnehmung und Bewegung, Dysregulation und chron. Erkrankungen
3. Semester: Innere Medizin, Chirurgie, Notfall- und Intensivmedizin, Allgemeine Medizin
4. Semester: Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Haut, Augen, HNO, Gynäkologie, Kinderheilkunde
5.+6. Semester: Stellen das Klinisch-Praktische-Jahr dar: Operative und Perioperative Medizin, Innere Medizin, Wahlpflichtfach
Begleitend dazu wird viel mit praxisorientierten Fallstudien gearbeitet. Abschließend ist eine Masterarbeit zu verfassen. Die Studiengebühren belaufen sich wieder auf 7.000€ pro Semester.
Alternativen zu den Privatunis in Österreich
Auch wenn österreichische Privatuniversitäten eine gute Ausbildung bieten, ist der Zugang mit den schweren Aufnahmeprüfungen nicht einfach. Außerdem sind diese relativ teuer und damit nicht für jeden leistbar. Ein Medizinstudium in Bulgarien kann hierfür als angenehme Alternative gesehen werden. Die Studiengebühren belaufen sich auf Beträge, die der Hälfte von denen in Österreich entsprechen, und auch die Lebenshaltungskosten sind günstiger. Auch an den medizinischen Unis in Bulgarien wird viel Wert auf eine praxisnahe Ausbildung gelegt und der Unterricht erfolgt meist in Kleingruppen. Sind Sie bereit für das Abenteuer Bulgarien? Treten Sie jetzt mit dem medigate-Team in Kontakt, wir helfen Ihnen gerne bei der Organisation Ihres Auslandsstudiums!
Zum Weiterlesen
- Die vier staatlichen Hochschulen in Wien, Graz, Linz und Innsbruck, an denen man in Österreich ein Medizinstudium machen kann, sowie allgemeine Informationen zum Studienablauf haben wir hier in einem Beitrag zusammengestellt: Medizinische Unis in Österreich.
- Und wer grundsätzlich mehr zum Curriculum in Österreich erfahren möchte, dem sei unsere Infografik „Das Medizinstudium in Österreich“ empfohlen. Hier geht es vor allem um die Gliederung des Medizinstudiums, die verschiedenen Abschnitte und die zu bestehenden Prüfungen.
- Um eine Studienplatz in Österreich zu bekommen, müssen sowohl Österreicher, als auch Ausländer einen Test bestehen: Hier wird der MedAT-Test erklärt.